"Das Nichts hat keine Grenzwache: während den Molekülen am Rande eines Lochs schwindlig wird, weil sie in das Loch sehen, wird den Molekülen des Lochs ... festlig? Dafür gibt es kein Wort. Denn unsre Sprache ist von den Etwas-Leuten gemacht; die Loch-Leute sprechen ihre eigne. Das Ding an sich muß noch gesucht werden; das Loch ist schon an sich."
Kurt Tucholsky, aus: "Zur soziologischen Psychologie der Löcher",

erstveröffentlicht in der Weltbühne, 17.3.1931

 

"Das Glas war irgendwie dünner geworden, weniger, durchsichtiger und luftiger, es war weniger existent. Er fühlte sich auch selbst leichter, als wäre er selbst weniger geworden. Je mehr Sterne er verschwinden ließ, desto mehr löste sich seine nächste Umgebung auf, das Glas, die Bücher, der Hund, der in der Ecke schlief, alles war zarter und flüchtiger. Auch er selbst fing an sich aufzulösen in Nichts. Und er erkannte, wie die Existenz alles Seienden voneinander abhing. Kein Stern, kein Atom im Weltall konnte ohne alle anderen Himmelskörper existieren. Vernichtete er nur eines der entferntesten Atome im All, dann vernichtete er gleichzeitig einen Teil von sich selbst. So hing die Materie im Universum zusammen. Die Existenz jedes Steines, jedes Baumes, ja jedes Lebewesens war nur die Existenz aller anderen Dinge und Lebewesen im All."
Christian Holzapfel: TRÄUME BEIM WEIN, Februar 1989

 


 

"Ein Loch existiert nicht, nur der Rahmen drum herum -

dadurch sabotiert sich der Ismus selbst...

Lochismus ist transspiritueller Dada.

Garantiert gottfrei!"

SEBASTIAN NUTZLOS @ www.LOCHISMUS.de

 

"Ebenso wie die begriffe gott und energie als bezeichnungen für das sein nur namen für etwas namenloses da draußen sind, so ist die seele nur eine bezeichnung für das genauso namenlose da drinnen. Im grunde gibt es noch nicht einmal dieses drinnen und draußen, denn alles ist eine einzige, unendliche materie. (...) Farblose, durchsichtige spielfiguren widersetzen sich allen spielregeln, ob sie das wollen oder nicht. Niemand braucht farblose figuren. Das spielfeld ist in eine exakte farbpalette eingeteilt. Wer keine farbe wählt, spielt nicht mit. Wer keine passende farbe für seine seele findet, weil seine seele leer ist, hat pech gehabt. Ich liebe die durchsichtigkeit als eigenschaftslosigkeit meiner seelenlosen seele, ich würde sofort eine gläserne spielfigur wählen, wenn es sie gäbe. Ich würde sogar revolutionen mitplanen, um farblose figuren zu legalisieren. Ich sehne mich nach einer gesellschaft, in der menschen nicht gläsern sind im sinne der öffentlichkeit ihrer persönlichen daten, sondern im gegenteil: gläsern durch auflösung aller informationszwänge. Der gläserne mensch ist für mich der identitätsfreie, der namenlose, der ganz in sich angekommene, in sich ruhende mensch, der seine augen und arme in einem unendlich dankbaren gebet öffnet und das reale leben in einer unendlichen umarmung begrüßt: Willkommen, du SEIENDES, wir sind da. Alles ist wahr."
Tom de Toys, 2014: NAMENFINDUNG & NAMENFREIHEIT (GEGEN DIE IDENTIFIKATIONSNEUROSE)

 

"ich konnte erst wirklich loslassen, als sich ein altes trauma verflüchtigte, das mich seit meiner kindheit davon abgehalten hatte, IDENTISCH zu sein, mich ABSOLUT zu fühlen: eins, echt - von innen! die anfängliche locherfahrung war quasi meine persönliche 'erleuchtung', aber die viel spätere auflösung des traumas bewirkte erst das 'aufwachen' aus der ego-selbsthypnose. (...) ich brauche heutzutage weder gott noch die leere: BEIDE haben sich für mich als gedankliche projektionen des nimmersatten egos erwiesen, das nicht hier und jetzt 'in sich ruht' sondern sich von symbolen ernährt, die über abwesendes nachdenken und sich als identität, als person präsentieren anstatt 'grundlos inwesend' zu sein. (...) es liegt an mir, welche bewußtseinsinhalte sich (als ich) gesund anfühlen (das herzschlag-ich, das atem-ich, das blutbahn-ich, das allgemeine körper-ich, das begegnungs-ich vom direkten gegenüber bis in die unendlichkeit des universums!) und welche mich von der DIREKTEN gegenwart fernhalten."
Tom de Toys, 2015: MAINSTREAM-MYSTIK, WELLNESSWAHN UND NULLYOGA

 


Tom de Toys, 4.+5.5.2021

REVOLUTION DER SINNE

EINEM UNBEKANNTEN BRUDER GEWIDMET, DESSEN "ICH" DIE RICHTIGEN FRAGEN STELLTE, SOGAR DIE "LETZTEN" ANTWORTEN SELBER KANNTE - UND TROTZDEM DIE "ICHLOSIGKEIT" SCHEUTE

Von der doppelten befreiung: die ankunft im enttraumatisierten körper-ich durch die auflösung des abgespaltenen egos, das nur der schmerzverdrängung diente, ist das eine, das nämlich therapeutisch erreicht werden kann. Aber ein gänzlich anderes ist es, darüber hinaus sogar die unendliche leere als nichtexistenz der sinnlichen präsenz deckungsgleich zu ihrem da-sein wahrzunehmen, was durch eine mystische locherfahrung geschieht. Diese kann einem unabhängig von traumata und den neurotischen ego-panzern widerfahren und hat nicht notwendigerweise einen heilsamen effekt auf das ego, sondern führt nur dazu, daß dieses darüber geschockt ist und sich womöglich noch tiefer in seine selbstsuche verstrickt anstatt zu verpuffen, obwohl es gesehen, gespürt und erkannt hat, daß es genau so leer wie die restliche materie des universums ist! Diese unendliche leere, aus der das universum besteht, führt beim lochisten dazu, daß er an keine urknall-theorie glauben kann, obwohl sie heutzutage rein wissenschaftlich angeblich am wahrscheinlichsten wirkt. Denn das reale erleben der nichtexistenz alles seienden im erweiterten bewusstseinzustand gleichzeitig zu seinem da-sein wirkt zwar für den verstand unlogisch und paradox, aber wer eine solche mystische erfahrung macht, hat etwas gespürt, was über das denken hinaus geht, und wird dieses erlebnis niemals wieder vergessen oder verleugnen können, auch wenn ihm niemand (noch nicht einmal er sich selbst!) glauben schenkt. Mögen zukünftige generationen herausfinden, warum es keinen urknall gab, obwohl alle messwerte dafür sprechen, und warum das ewige sein gleichzeitig NICHT ist, so wie das loch...

Bei einem sogenannten "spirituellen sucher" besteht die sehnsucht nach "leere", um das (aus seiner sicht) "abgespaltene" ich loszuwerden, das für unsere zivilisation so fundamental ist, um identität zu behaupten anstatt im nullyogischen sinne "identisch" zu sein. Alles kann zwar vom ich rein rational, logisch, sprachlich, sogar sehr akribisch akademisch verstanden werden, aber trotzdem bleibt die entscheidende frage noch nicht bis zur letzten zufriedenheit beantwortet: WER ist es, der all das als "person" denkt und erkennt? Da es sich (aus ichbefreiter sicht) nur um eine rein rhetorische frage (und keine eines esoterischen besserwissers) handelt, die zudem in spirituellen kreisen gern und oft gestellt wird, vorallem von breit grinsenden gurus, die ihr geheimnis für viel geld doch nicht lüften, beantworte ich sie auch selber (denn ich bin weder ein guru noch habe ich ein geheimnis): da ist niemand, der "deine" probleme hat, da ist nur DEIN ICH, das sie hat.

 

Diese totale disidentifikation ist keine "erfahrung", die unserem "ich" widerfährt, sondern sie bewirkt, daß wir uns endlich wieder als LEBENDIGES FLEISCH UND BLUT FÜHLEN MIT EINER DENKFÄHIGKEIT, DIE BIS INS UNENDLICHE REICHT. Dazu war das ich nicht fähig, da es immer nur an sich herunterschaute und "körper" SAGTE anstatt körper zu SEIN. Sich von INNEN zu spüren ist etwas anderes als zu glauben, das WORT "ich" wäre ein organ oder gar eine bewusstseinszentrale. Es ist nur ein wort, das von unserem denken kreiert wird. Mehr ist das ich nicht. Uns wurde anerzogen, es superernst zu nehmen, uns von ihm abhängig zu machen und ohne das wort nicht lebensfähig zu sein. Dabei fängt das leben erst so richtig fett an, wenn es futsch ist! Daß es indes wieder zurückkehrt, davon habe ich noch nie gehört, außer von spiris, deren ich gar nicht wirklich aufgelöst war, sondern nur im über-ich-objekt "leere/nichts" nach zen zu stinken begann.


Lass dein ich einfach beiseite und feier die anwesenheit! Es ist nicht möglich, "sein" problem zu lösen, keiner kann das, kein megaguru, kein weisheitslehrer, kein bewusstseinscoach - alles nur idioten, die glück hatten, nach langen odysseen wieder zu spüren, daß da niemand ist, der ein problem hat. Nur das "ich" hat probleme. Das ich schafft sich seine sorgen. Der identitätslose, in seiner anwesenheit ruhende, unendliche mensch, der DU BIST, ohne daß jemand in dir "ich" zu sich selbst sagt, dieser echt vorhandene mensch, der einfach bewusstsein der existenz seiner präsenz ist, DER HAT KEIN PROBLEM, sondern gießt die blumen, damit sie nicht vertrocknen, und schaut in den himmel, weil die augen für's schauen gemacht sind. Jed McKenna, Alan Watts etc pp: alle wussten bescheid, aber die spiriszene braucht gurus, die sich "erleuchtet" aufblasen, als ob die ichlosigkeit etwas exklusives sei und dafür goldmedaille mit heiligenschein verdient hätte.


NO PERSON, NO ENLIGHTENMENT, NO CRY!


Beobachte, wie dein ich (gedanken)objekte schafft, an die es sich klammert, und lehn dich entspannt zurück: es ist nur dein ich, das sich selbst beschäftigt, während du den geschmack des kaugummis errätst, die duftnote des badewassers erkennst, und die schnürsenkel bindest. Das leben besteht nur aus kaugummi, badeduft und schnürsenkeln. Dem ich gefällt das nicht, es jammert, weil es sich nicht selber sehen kann. Das ist im grunde vergleichbar mit den katholiken, die an gott glauben, obwohl der kein objekt sein darf, sonst wär er ja nicht gott. Also verehren sie das objekt gott als "nichtobjekt". Das ich verehrt sich selber auch als nichtobjekt. Sag deinem ich, es sei nur ein WORT und es wird dich dafür hassen und behaupten, du seist ein anderes, zweites selbst-ich, das ihm seine macht absprechen will! Wenn du dann bemerkst, daß dein ich ins leere wütet, weil DU kein ich bist, das sich angegriffen fühlen könnte, DANN kann diese "abgespaltene" ego-stimme vor sich her labern - "ich, ich, ich" -, ohne daß DICH DAS interessiert. Du hörst dann dein ich mit sich selber reden, so wie deine augen zum himmel schauen, der aus wolken besteht. Eine wolke, noch eine wolke: viele wolken ergeben 1 himmel. Niemand interessiert der himmel. Deine augen wohnen auf der erde, stehen auf der nächtlichen wiese und zählen sterne. Niemand interessiert sich für sterne. Jeder stern ist ein ich, das leuchtet, jede wolke ist ein ich, das vorüberschwebt, jedes ich ist ein ich, das mit sich selber redet. ABER DU, DU STEHT VERWURZELT IM ERDBODEN, und betrachtest diese wolken und sterne einfach nur. DU bist nur der reale ichlose mensch, der das alles wahrnimmt. Wenn dein ich diese freiheit "von sich selbst" nicht verkraftet und darüber aus purer verzweiflung selbstmord begehen möchte, dann LACH ES AUS, VERLACHE ES, VERSPOTTE ES UND GIB IHM KEINE MACHT ÜBER DIE VERRÜCKTE EKSTASE DES LEBENS, DIE KEIN ICH BRAUCHT, UM DA ZU SEIN! WER BRAUCHT SCHON EIN NERVTÖTENDES ICH? WER? DA IST NIEMAND, DER SOWAS BRAUCHT! GEATMET WIRD AUCH OHNE DAS ICH! GEATMET, GEGESSEN, GELAUFEN, GESCHLAFEN: DAS LEBEN PASSIERT IN JEDEM AUGENBLICK VON ALLEINE, es ist in seiner unendlichkeit absolut "alleine" im sinne von gottlos, überichlos, transzendenzfrei. Lass die erhoffte leere, wo sie hingehört: im eisfach der spiris/gurus, deren ich sich gerne von tiefgefrorenem nichts ernährt.

Diejenigen, die "psychische strukturen" verhöhnen, haben psychosynthetisch formuliert 1 ichanteil 100% in das leere-objekt reinprojiziert, um sich vor anderen ichanteilen zu schützen (traumata, normale emotionen, wünsche, bedürfnisse, eben alles, was zum menschsein gehört). Sie glauben dann, erleuchtete zu sein und bilden sich ein, das leere-ich sei kein ich. Das ist der typische spirikomplex (die "spiripsychose"), der all die mega selbstbewussten gurus befällt, die in ihrem aufgeblasenen wahn nicht kapieren können, daß es kein zentrales ich gibt, sondern nur ich-anteile, die sich als solches aufspielen. Die spirigurus kennen kaum solche ansätze wie die psychosynthese und richten sich finanziell in ihrem leere-ich ein. Sie MÜSSEN aus ihrer logik jeden verhöhnen, der unter seinem ich leidet, weil sie es selber tabuisieren. Das VERLACHEN des eigenen ichs im suizidalen notfall ist dagegen nicht arrogant gemeint, sondern nur als technik der disidentifizierung zur provisorischen selbstrettung - und ob es funktioniert, ist wahrscheinlich bei jedem anders. Da ich selber 2 jahrzehnte lang mit krassen psychischen strukturen zu kämpfen hatte, war das "verpuffen" der inneren ich-stimme eine wirkliche überraschung für mich, eine sensation, die mich total erstaunt hat, weil auch ich vorher immer dachte, mein "erleuchteter" ich-anteil sei ein zenmeister, der zwischendurch einfach verschwindet, wenn psychos zu dominant werden. Daß der erleuchtete zenmeister SELBER ein "psycho" ist, wurde erst deutlich, als keine person mehr da war, um sich irgendwie definieren zu wollen, sondern nur noch denken, das denkt, und augen, die schauen, wie es Alan Watts sinngemäß sagte. Watts ist der einzige, den ich immer gerne las, wenn mein ich sich verstehen wollte, alle anderen halfen nur bis zu einem bestimmten punkt, aber mit Watts erlebte mein ich immer durchbrüche in echte erkenntnisse. Ich bin sehr dankbar, daß dieses ganze spektakel, dieses drama des ichs bei mir endlich vorüber ist und ich genieße dadurch ALLE "gemütsregungen" erst richtig volle kanne 200%, weil sie nicht mehr von ichs "verwaltet" werden, sondern nur noch das sind, was sie sind, also "identisch" mit sich statt mit einem ichgefühl. Soll heißen: für mich gibt es keine verteuflung psychischer strukturen, sondern nur die wunderbare befreiung von dem ichgefühl, das aus ihnen eine identität macht: DER liebende tom, DER böse tom, DER erleuchtete tom, DER psycho-tom. Da ist kein tom mehr, der irgendwas ist, sondern mein existenzielles "seins-urgefühl" (in abwandlung des begriffs "seinsfühlung" von karlfried graf dürckheim, der letztlich auch dualist blieb und sich als "weise person" einrichtete) spürt alles tabulos, was passiert. Wenn jemand mich fragt, wie das geht und wie man das erreicht, dann tritt diese hilflosigkeit ein, weil man es selber erlebt hat, daß das "gnade" war (aber auch hartnäckiges dranvorbeiarbeiten, bis das ich weichgeklopft war!) und niemand da ist, der erreichen kann, "niemand" zu sein.

 

Die krankenkassen genehmigen nur gesprächstherapien, obwohl der mensch sein KÖRPERGEFÜHL wiederfinden muss, sein sichvoninnenfühlen, sein SPÜREN des seins, des ganz konkreten daseins, saftig, regenfeucht, schweisstriefend. Sextherapie, ganzkörpermassagen, arbeitstherapie: alles, was tief in die materie, ins fleisch, in die zellen geht, ist weit wirkungsvoller als alle labertherapien, die das ich nur stabilisieren und ausbalancieren, anstatt ihm seine eigene hohlheit BEWUSST zu machen. Die gurus dagegen meditieren sich nicht in ihren körper, sondern noch weiter raus in einen idealistischen und ideologischen geistspuk... und gewonnen hat bei dieser guru-challenge dann der, der den besten spuk abliefert - alle anderen sind natürlich erbärmlich unerleuchtete demütige schüler. Aber die gurublamage entpuppt sich nach manchmal jahrelangen sitzungen, satsangs und sonstigem singsang als verdrängte angst vor dem gefühl, sich von innen zu spüren. EINSAMKEITSGEFÜHLE, TRAURIGKEIT ÜBER DIE VERGÄNGLICHKEIT des lebens, verlorene große lieben, der tod geliebter nahstehenden etc pp sowie der SCHMERZ DARÜBER sind der grund dafür, alles zu verdrängen und den gefühllos befreiten, losgelösten geist zu spielen, der sich einbildet, es gäbe eine "nondual" ABGESPALTENE ewigkeit (wie absurd und anti-nondual!), in der ein heiliges über-ich wohne. Aber was diese bornierten abzocker nicht wissen (oder profitgeile sektenführer sogar vorsätzlich verschweigen), ist daß die ganze emotionalität erst OHNE ich so richtig durchkommt und sich endlich wie woodstock, weihnachten und der urknall anfühlt! Wer sich diesem neonaiven, überwachen urzustand zumindest schon intellektuell annähert, möge sich selbst seinen hohen, anstrengenden (bzw "angestrengten") anspruch an den erkenntnisprozess verzeihen, mit dem er sich mit solchen (scheinbar psychotischen, aber in wahrheit transpersonal-spirituellen) existenzproblemen abquält, und sollte sich ruhig einmal ein wenig selbstliebe und selbstwertschätzung für die bereits geleistete geistige arbeit erlauben. Denn das paradoxe unterfangen des ichs, sich selbst loslassen zu wollen, begleitet dich von anfang an auf der absurden und kostspieligen reise, auf der du immer deutlicher und deutlicher bemerkst, wie aussichtslos der versuch letztlich bleiben wird; denn: WER will das ich eigentlich überwinden? Es ist DAS ICH selbst, das sich überwinden möchte! Ein schockierender zirkelschluss und teufelskreis. Aber erst nachträglich begreift der befreite mensch, daß er schon immer der über-wundene war, trotz aller komplexe, neurosen, verwundungen und echten traumata. Der schweregrad des verdrängten schmerzes mag mitunter beeinflussen, wie viele wunden nach heilung schreien, um kein ich zu benötigen, das das fühlen blockiert; denn erst im nachhinein kann der mensch aus seiner gewonnenen ichlosigkeit erkennen, daß kein einziger schmerz abgespalten, verdrängt und tabuisiert werden braucht, wenn es kein ich mehr gibt, das den schmerz auf sich bezieht und dadurch den ganzen mensch mit in den abgrund zerren will, wo einzig und allein das ich selbst hingehört! Das ist der große, skandalöse denkfehler und darum behandlungsfehler im gesamten psychiatrie-system: das ich viel zu ernst zu nehmen und immer wieder dem mensch zu suggerieren, er sei nur sein ich, wodurch er an diesem (und nicht an dessen problemen!) letztlich zugrunde geht, wenn er sich nicht davon befreien kann! Du, suchender, sehnsüchtiger, wagemutiger und verzweifelter bewusstseinsforscher, weck den schamanen in dir, der seine eigene therapeutische methode erfindet, und gönn dir die wildesten, schrägsten experimente, die helfen könnten! Lass dich nicht von der hypnotisierten masse einschüchtern, die sowieso bis zum lebensende verdrängt, was zu groß und gewaltig anmutet - may the force be with you!!! Bedank dich bei deinem gehirn, daß es so anspruchsvoll funktioniert - das ist purer luxus, umgeben von zombies...

 

Mach einmal den test, was passiert, wenn du dir einfach mal einen AUSTAG VOM GRÜBELN erlaubst: 1 tag ohne denken, ohne fragen, ohne irgendetwas zu wollen, ohne am momentanen zustand rumzunörgeln. Einfach nur als test: LASS DEIN ICH einfach links liegen, lass es allein mit sich und GÖNN DIR WAS! Das verrückte ist ja, daß das aufwachen rückwirkend/nachträglich als so simpel, so banal, trivial, naheliegend empfunden wird, daß man dann verwundert ist, warum man seinem ich überhaupt so viel aufmerksamkeit schenkte, und zwar völlig unabhängig davon, wie tief es in der scheisse steckte: man hatte sich vom ich mit all seinen selbsterläuterungen einlullen lassen und nicht bemerkt, daß man nicht identisch mit dieser stimme im kopf sein braucht. Identisch bist du in echt mit ALLEM, was du IN ECHT bist. Danach darf das ich wieder rumnörgeln. Aber genauso unbedeutend wie der pickel und der bierbauch. Alles ist einfach nur "da". Dein ich hat natürlich jetzt recht: das klingt so spielerisch leicht. Es möchte keine leichtigkeit, es will höchsten schwierigkeitsgrad und dann eine hohe belohnung. Pawlow lässt grüßen! Mach einfach den test, lass dein ich alleine und gönn dir eine auszeit von seinen dualistisch-inflationären fragen, du hast nichts zu verlieren (außer das kalte "nichts" selber). Das verkopfte ich kann ja am nächsten tag trotzdem exakt dort weiterkrampfen, wo es aufgehört hat. Falls das dann noch sein wunsch sein sollte. Prüf einmal deine WILLENSKRAFT, für deine befreiung zu kämpfen, ob sie so stark ist, daß du dich regelrecht ZWINGEN kannst, das ich "allein mit sich" zu lassen, ihm quasi ein bein zu stellen. Auf jedenfall tu etwas körperliches, sinnliches, gerade WEIL dein ich das doof, unerleuchtet und überflüssig, sogar als "ablenkend vom geistigen pfad zur erleuchtung" findet.

 

Wenn therapie nicht den zweck der ego-auflösung haben soll, also nicht einem idealistischen "spirituellen" ziel dient, das gar nicht funktioniert, weil sich das ego nicht selber aktiv auflösen kann, sondern im kreis dreht und sich immer wie die schlange in den eigenen schwanz beisst, dann kann therapie durchaus NÄHER an die voraussetzung für befreiung heranführen, falls sie nicht nur das ego stabilisieren ("alltagstauglich" und "arbeitsfähig" machen) will, sondern zu MEHR BEWUSSTHEIT führt: dann ist es eine klärende psychowellness, die asymptotisch an den ereignishorizont heranführt, ohne allerdings jemals "jenseits" des egos anzukommen. Man darf einfach nicht etwas falsches erwarten/erhoffen, dessen paradoxie KEINEN weg ermöglicht, weil das ziel gar nicht am ende eines weges liegt, sondern im auflösen der dualistischen fata morgana aus weg & ziel. Denn: WER hat ein ziel? Das ich! WER geht einen weg dahin: das ich! Immer wieder und wieder ist es nur das ich. Das ich HAT ein trauma, nicht der mensch an sich. Das ich ist verknotet, nicht der mensch. Das ich denkt kompliziert, nicht die SINNLICHE PRÄSENZ. Du kannst deinem ich aufmerksamkeit schenken und ihm nette aufklärungsgeschenke machen. Das kann beruhigend wirken, aber nur für das ich! Mein persönliches subjektives schicksal hat mir gezeigt, daß sich das ich gar nicht an seinen traumata abarbeiten braucht, wenn es diese wirklich loswerden will, sondern die wahrnehmung/aufmerksamkeit WOANDERS hingelenkt werden muss: nicht mehr dem ich zuhörend, sondern man muss sich zum beispiel mal in die wiese legen und blumenduft atmen, sich unendlich tief in die sinne fallen lassen, um sinn zu SPÜREN und grundlose inwesenheit ohne ich-schranke. Wenn du dich genug im kreis gedreht hast, wirst du schwindelig, musst kotzen, und kommst zur ruhe. Dann kann die gnade passieren, oder auch nicht. Dann gehts in die näxte runde. Drehen, schwindel, kotzen, ruhe. Endlos weiter. Bis das liegen in der blumenwiese und ATMEN geschieht.

 

DANACH weiß dein gedächtnis/verstand ganz viel über die geschichte und hintergründe seines ichs: warum es einen so nervte und warum es so wurde. Aber dann ist da niemand mehr, den das interessiert. Die biografie hat sich erledigt. Du wandelst als zeitloser unter uhrenmenschen und "spielst" deine ich-rolle, trägst dein ich-kostüm, lächelst nett zurück und lässt dein ich eine eigene meinung vertreten. Aber in wahrheit bist du gestorben und empfindest deine geschichte wie ein altes fotoalbum: wie du dich im urlaub am strand sonntest, wie du deinen partner küsstest, wie du mit kollegen vom job einen trinken gingst etc pp. Das war der unerlöste roboter mit ich, das probleme hatte. Sein ich wollte ihm helfen und machte therapie. Sein ich erkannte, wie verkopft es war. Sein ich wusste sogar, daß es nicht existierte, sondern nur eine stimme war, die zu sich selbst redete. Aber der roboter MIT diesem ich hörte seinem ich ständig zu und wartete auf dessen neue vorschläge zur problemlösung. Auf allen fotos im album sieht man ihn in allen möglichen situationen, wie er sein ich durch die gegend trägt und mit anderen inszeniert, die sich auch an ihr ich klammern. Alle unterhalten sich gut miteinander: "Hallo, ich bin's." "Oh, hallo, ich auch!" Das sagt auch Mister Smith in der Matrix, als er sich dupliziert: "Bin ich!", "Bin ich auch!" Der ansatz der psychosynthese hilft zumindest dabei, den ich-mechanismus zu durchschauen: ein spiegelkabinett mit endlosen ich-anteilen, die sich gegenseitig erfinden und füttern! Aber irgendwann hilft es nicht mehr, dann passiert dauerübelkeit vom ewigen therapieren. Dann wird das ichspektakel schlichtweg langweilig. Das echte leben ruft! Und dann geschieht unendliche leere, die sich selber durch deine sinne wahrnimmt. Im fernen hintergrund nuschelt noch leise das ich seine ewige leier, während im vordergrund die sinne spüren, wie unendlich leer sie selber sind. Da ist sie, die echte nonduale oneness! Von niemandem von außen als gedankenobjekt betrachtet, sondern reale eigenschaft der prickelnden sinne. Und siehe da: die sinne hören das ich reden und schmunzeln: ja, auch das denken und reden und ich-sagen ist nur ein sinnlicher ausdruck der unendlichen leere. Sagenhaft! Alles macht von nun an einfach nur, was es macht: das ich denkt und redet, der atem fließt, der körper kocht sich essen, weil der magen knurrt und und und - ALLES IST JETZT IDENTISCH. Alle therapien vorher konnten das nicht erzwingen. Sie waren nur tranquilizer gegen die ängste, die das ich dem mensch aufzwingen wollte: "Hey, du hast angst, sag ich dir! Tu was dagegen, sonst zerstör ich dich!" Die macht des ichs über den mensch ist schockierend grausam. Das ich ist ein diktator!


DIE REVOLUTION DER SINNE KANN JETZT BEGINNEN!

 

Das mißverständnis scheint für das ich undenkbar zu sein: daß GAR NICHTS VERSCHWINDET, SONDERN ALLES DA BLEIBT - außer das ich selbst! Alle zustände, psychos und ekstasen, gefühle, sorgen, mitgefühle: ALLES EXISTIERT WEITERHIN, WEIL DER MENSCH EBEN SO KONSTRUIERT IST, aber das ich fehlt dann, die person, identität, das ego, das alles auf sich bezieht, sprich: alles "darf" (kann) endlich EINFACH SO AUS PUREM SELBSTZWECK geschehen anstatt auf eine komomandozentrale umgeleitet zu werden, die daraus ein "identitätsgefühl" macht. Insofern hat die psychosynthese (und andere schulen) in gewisser weise recht, daß es diesen "leeren beobachter" gibt, nur der fehler liegt wieder darin, daß das ich meint, ein beobachter sein zu können und schon haben wir wieder den diktator in der mitte, der meint, ohne augen zu schauen. In wahrheit bricht das gesamte ich-spiegelkabinett komplett zusammen und es bleibt einfach die pure wahrnehmung übrig, und das klingt für das ich wieder unglaublich heilig, erhaben, erleuchtet, obwohl es absolut lächerlich simpel ist. Wirklich! Es ist entsetzlich, wie das ich, alles, was "nach ihm" kommt, nur dualistisch mißverstehen kann. Die totale disidentifikation ist nicht der tod aller dinge oder das verschwinden der welt oder das auslöschen aller gefühle, sondern NUR (!) das verschwinden des ichs, DAS sich mit allem identifiziert, um eine person zu behaupten. Geometrisch "lochistisch" lässt sich das folgendermaßen darstellen: im kreis gab es einen mittelpunkt, der von sich linien zu allen punkten auf dem kreisrand zog und dann definierte, wie groß der kreis und was ein kreis überhaupt ist. Jetzt gibt es keinen punkt mehr in der mitte, wodurch auch keine anderen punkte als solche definiert werden, wodurch sich der schöne kreisrunde rand auflöst, zerfließt und stattdessen ALLE PUNKTE ÜBERALL RANDLOS VORHANDEN sind - aus dem kreis mit beobachter wurde das unendliche leere sein. leer, weil kein innerster punkt in den punkten wohnt, der zur mitte erklärt werden könnte. Jeder einzelne punkt ist in wirklichkeit ein gigantisches loch, was sogar mathematisch korrekt ist.

 

Da ist also niemand mehr, um ein ich zu spielen, sondern die ichs spielen einfach sich selbst, sind aber nur noch schein-ichs, nämlich wirken wie ichs für die anderen, die darauf konditioniert sind, jeden mensch ALS ich zu interpretieren. Das kann auch schützen, weil einen so mancher vor verwirrung nicht mehr verstehen würde, wenn er die freiheit mit voller wucht in seinem zunächst harmlos wirkenden normalen nachbarn sehen, spüren, erkennen würde, ohne daß sein ich diese freiheit irgendwo einordnen könnte (außer vielleicht zu glauben, der freie sei "heilig" oder gar überheblich). Wo niemand ist, kann auch niemand entfremdet, überheblich, erhaben oder sonstwas sein. Der identitätsbefreite mensch BRAUCHT DAS MEISTE KOMMUNIKATIONSTHEATER EINFACH NICHT MEHR, weshalb er aus purer reflexhafter höflichkeit nett lächelt, weil zumeist alles harmlos ist, voller liebe im sinne von wohlwollen, akzeptanz des soseins aller dinge, die existieren. Er könnte auch eine ohrfeige erteilen, aber dieser reflex passiert zum glück seltener, denn mit dem "inneren" frieden (falscher begriff, weil es kein innen mehr gibt - nennen wir es eher URFRIEDEN!) stellt sich auch urentspannung ein, die meistens zur entwaffnung des "bösartigen" gegenübers führt, wenn es ursprünglich aggressiv war. Da niemand mehr "projiziert" (also die eindrücke durch ich-filter beurteilt und sich dann angegriffen fühlt und meint, sich verteidigen zu müssen), sondern nur noch kommuniziert, findet immer alles auf augenhöhe statt. Nur jemande können augen auf verschiedenen höhen ansiedeln, aber niemande SCHAUEN EINFACH DURCH IHRE AUGEN, die höhenlos dort sind, wo das geschaute ist. schaut ein befreiter zum berg, schaut er HOCH, schaut er in den gebirgssee, schaut er von weit oben RUNTER, schaut er zur oma, schaut er hinunter, schaut er zur spitze des wolkenkratzers, muss er auch hochschauen, schaut er zu einem gleichgroßen mensch, schaut er geradeaus, aber IMMER schauen die augen auf derselben höhe wie das geschaute, da sich der sehende als das gesehene empfindet. Das subjekt empfindet sich immer nur als jenes objekt, das im direkten wahrnehmungsbereich spürbar ist - und der kann natürlich mit einiger übung sogar bis zu den sternen und darüber hinaus reichen! Die information wird zur identität. Nur der hals muss sich bewegen und dafür sind die halswirbel ja da! Die halswirbel sind daher das wirklich heilige am befreiten mensch: sie sind beweglich und erlauben dieselbe augenhöhe ;-)


Wenn niemand mehr da ist, kann niemand "über den dingen" schweben. Wo niemand mehr ist, wohnt alles IN SICH SELBST - überall ist "innen", jede wahrnehmung ruht in sich. Alles ist innen; denn alles ist außen, es gibt kein innen mehr und kein außen, weil das nur kategorien des ichs sind, das seinen standort suchte. die sorge um einen vermeintlichen verlust irgendwelcher (psychischen) qualitäten ist daher unötig: ALLES BLEIBT ERHALTEN, NUR DER ICHBESESSENE "IDIOT" VERSCHWINDET, der sich als kontrolleur aufspielte! Kein problembündel wird abgestoßen oder in "nichts" aufgelöst (welches nichts? wo soll es sein, dieses esoterische hurz?), sondern es ist niemand mehr da, der das bündel als problem erlebt. Der neue mensch IST das grenzenlose, ja entgrenzte bündel selbst! Niemand ist mehr da, um "mit allem" identisch zu sein. Das war nur der onenesswahn des egos. Wo niemand mehr ist, um "alles" sein zu wollen, IST ALLES einfach nur, was es ist: der zellhaufen mensch mit seinem bürgerlichen namen und die supernova am anderen ende des universums. Die oneness IST der natürliche zustand des seins, das in all seinen teilen MIT SICH SELBST EINS IST. Keine abgespaltene metaphysische transzendenz, die das universum begrenzt, umfängt oder zur illusion degradiert. Das ganze verfickte universum IST MIT SICH IDENTISCH. Und woraus besteht es: aus all seinen teilen! Jedes universelle teilchen (eine blume, ein felsen, ein mensch, ein elektron, eine welle, ein schwarzes loch) IST "EINS" (mit sich): das ist die wahre oneness, die das ich sucht und angst hat, dann auch noch mit dem nachbarn zu verschmelzen. Quatsch mit soße, der nachbar bleibt ein gegenüber, das die augen erschauen. Aber wo kein ich mehr sagt, es sei "hier" und der nachbar "dort", ist auch keine entfremdung, trennung oder materielles nebeneinander mehr vom gefühl her, nämlich aus diesem großartigen SEINSGEFÜHL, sondern das gegenüber WIRD (durch das wahrgenommensein) zum bewusstseinsinhalt desjenigen, der nur noch aus dem besteht, WAS er wahrnimmt. Alan Watts sagte das auch bereits so ähnlich: die wahre person besteht sowohl aus den innersten organen als auch aus den sternenrändern, weil alles ichlos WAHR-GENOMMEN wird. Die "grenzen" (und damit zugleich auch die profilneurotische angst vor entgrenzung) werden nur vom ich empfunden. Die ichlosigkeit ist dagegen grenzenloses wahrnehmen aller voneinander getrennten objekte als EIN SEIN statt eingebildetes eins-sein.

 

 

Ergänzend: Metapoetologischer Essay von 2021 über KONTAKTISMUS (seit 1989)

 

Verwandtes Gedankengut aus dem Therapie-Tagebuch "MEHR JETZT" @ SOMATOFORM.de