Dieses quantenlyrische Sekundärexperiment war in seiner Originalversion so ANIMIERT, daß alle zehn Sekunden automatisch der nächste Teil angezeigt wurde. Dadurch konnte der Leser das Verschwinden der Teilchen (WORTEINHEIT=Standort) zugunsten der Wellenfunktion (BUCHSTABENFELD=Geschwindigkeit) selber erleben: das Paradoxon der Unschärferelation wurde liveliterarisch erfahrbar! Dieser Zyklus ist in seiner Originalversion ein echtes Stück DIGITALLITERATUR, da die Animation nötig ist, um den Zyklus als das erlebbar zu machen, wofür er bestimmt ist. Vielleicht findet sich eines Tages einmal erneut die Möglichkeit, diese automatische Animation online darzustellen. Bis dahin soll hier zumindest bildhaft dokumentiert werden, um welchen Text es sich handelt und wie das Konzept der Präsentation eigentlich gedacht ist.

 

Die korrekte Darstellung der authentischen Animation eines QLS-Beispiels ist allerdings in einer Textdatei wie in der hier durch Screenshots FEHLERHAFT dargestellten technisch nur annähernd mit manuellen Ergänzungen von Leerstellen zu erfüllen, da die üblichen Textprogramme die durch Buchstaben-Eliminierung entstandene Masse an Leerstellen zu den Zeilenrändern hin nicht erfassen, wodurch der RANDLOSE RAUM als fast leeres Endergebnis eines QLS-Teppichs (durch die tatsächlich entfallenen Buchstabenpositionen) nicht angezeigt wird. Stattdessen entstehen Akkumulationen von Restbuchstaben an den Rändern oder zur Mitte hin, die einen nicht existenten Rahmen des leeren Feldes vortäuschen, und den Gesamttext dabei optisch verkürzen, wie man hier unten sehen kann! Der "offene Raum" mit seinen unzähligen Leerstellen als "dunkle Materie" der Quantenlyrik ist aber entscheidend für das finale visuelle Werk...

 

Mit der Darstellung des 7.QLS "QUANTENLARS" gelang mir 2020 der neue Versuch einer einigermaßen akzeptablen Animation, diesmal motiviert durch die Einladung des Magazins "perspektive.at" zu einem Update des Themas "Avantgarde", bei dem ich bereits 2001 in der p41/42 mit Quantenlyrik beteiligt war!

 


Siegmund Sähr, 5.QLS, 8.8.2002

(Originaltext: Winfried Wandler "ÜBERSTRÖMUNG")

 

QUANTENSTImuLANZ

(OßEEEE STATT ODYSSEE)

ÜBERSTRÖMUNG

(DAS GROßE SPERMASPEKTAKEL)

Winfried Wandler, 19.6.2001 (Essenz von Ywahn Yrdisch`s ISABELLEN-Zyklus)


im sinnlichen / zuhause / weil ihr / wie von sinnen / seid ihr / küßt euch hart und / heftig kurz vor jedem / untergang spürt ihr / die liebe zwischen / feuchten schenkeln öffnet / sich unendlichkeit hier / leuchtet alles / aus der grenzenlosen / wollust die zwei / menschheiten verbindet zwei / menschheiten erfinden / den schweiß ihrer Gegenseitigen / Gegenwart und / berauschen sich an dieser / lust auf etwas / leichtigkeit das bißchen / frieden dieses kleine / glück der menschen / die sich mögen die / sich wollen die / sich wenigstens ein bißchen / necken ihre geister aneinander / reiben ihre leiber umeinander / lecken von der einen zu der andern / front ihr seid / von eurem schweiß / besoffen nur / das eine zählt nichts / anderes zu hoffen / die geschlechter kämpfen / um geschlechter / übermenschen vögeln / mit gelächter / oder glaubt ihr etwa / an den lieben gott / vergeßt den schrott / ihr müßt nun / hüter der gefühle / spielen gegen diese postmoderne / kühle denkt ihr / denn da sei / noch mehr als bloß / mechanische langeweile... / LIEBE IST QUANTENMECHANISCH UND MEDITATIEF / wo früher ein gott wohnte / heute nur nullen und / einsen um euch / zu verstehen hat / jede ekstase / die richtigen neuromagnetischen werte / das tauschgeschäft / blüht und gedeiht wenn / der kosmische stromkreis stimmt / ist der andere gar / nicht weit //

 

DIE ORIGINALVORLAGE von Ywahn Yrdisch: 3 hedonistische Vorstudien für das Poem "ÜBERSTRÖMUNG" aus der Publikation "DER IRDISCHE GLANZ KERNLOSER AUSWEGE" im G&GN-Institutsarchiv: ISABELLEN-Zyklus 1999